In der Provinz Tigray im Norden Äthiopiens an der Grenze zu Eritrea liegt das abgeschlossene Territorium Waldeba, das ausschließlich dem klösterlichen Leben vorbehalten ist. Im Gegensatz zu den Klostermauern westlicher Prägung, welche die Mönche oder Nonnen von der Welt abgrenzen, leben die äthiopischen Mönche oder Nonnen frei, nur durch ihr höchst persönliches Gelübde gebunden. In dem besonderen Heiligtum der äthiopischen Mönche und Nonnen, in Waldeba, gibt es keine imposanten Gebäude, kein architektonisch auffallendes Klostergebäude, keine Kathedrale wie den Petersdom, das ganze Gebiet eingegrenzt durch die umgebenden Flüsse ist das ‚Neue Jerusalem’ in Äthiopien, es ist insgesamt einfach eine Heilige Stätte. Wie das Paradies im Alten Testament ist auch Waldeba von vier Flüssen begrenzt.
Hier führen oder führten etwa 1.000 Mönche und Einsiedler fern von aller Öffentlichkeit ein abstinentes, dem Fasten und dem ständigen Beten gewidmetes Leben. In Waldeba zu sterben, bedeutet für die Mönche, auf direktem Wege ins Paradies zu gelangen. Seit über 1700 Jahren wird die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche durch die geistigen Übungen und Gebete der Mönche und Nonnen in Waldeba befruchtet und in ihrer Innerlichkeit vertieft. (Einen Einblick in das Leben der Mönche gibt die Vita des heilige Samuel von Waldeba).
Selbst das kirchenfeindliche kommunistische Regime unter Mengistu hat die Heiligkeit dieses Ortes beachtet und die Mönche in Frieden beten lassen.
Jetzt ist es mit dem Frieden vorbei; heute mehr als 20 Jahre nach Beendigung des fürchterlichen Bürgerkrieges!! Bagger stehen bereit, die vorhandenen Gebäude, Kirchen, Einsiedeleien abzureißen um Platz zu schaffen für einen Staudamm, der Wasser für die zukünftigen Zuckerrohrplantagen liefern soll. Gräber, die in vielen Kulturen geschützt werden, werden aufgerissen und zerstört. Anstelle der Hingabe an Gott, Askese und Friedensliebe Süße für die Welt, die sowieso zuviel Zucker hat.
Die heutige äthiopische Regierung, die nicht mehr mit der traditionellen Abgeschiedenheit zufrieden ist und einen aktiven Teil in der Welt spielen will, fühlt sich offensichtlich den Geldgebern in Arabien, Pakistan, Indien und China, wie auch in Europa verpflichtet und gibt das gesegnete äthiopische Land, das zum Teil aus Urwald besteht, zur Plünderung frei: Frei sollen diese Staaten den vorhandenen Reichtum Äthiopiens nutzen können.
Die Äthiopier werden nicht mehr gefragt und schon gar nicht die Mönche und Nonnen. Es wird so getan, als hätten diese keine staatsbürgerlichen Rechte. Dieses mag zwar vor Jahrhunderten in Preußen gegolten haben, lässt sich aber nicht mit der Achtung vor den unveräußerlichen Menschenrechten, die zu achten Äthiopien versprochen hat, vereinbaren. Aber nach dem Willen der Regierung sollen nicht nur einige Tausend Mönche und Nonnen dem Fortschritt in Gestalt des Staudamms weichen, sondern auch noch ca. 50 000 äthiopische Bauern, die ihr Land praktisch ohne volle Entschädigung aufgeben sollen. Für die autoritäre Regierung in Addis Abeba gibt es auch keine Pflicht, die Betroffenen von den Planungen zu informieren; sie beschließt und die Gewaltunterworfenen haben sich zu fügen. Leider haben die großen Nationen wie Brasilien, Ägypten, China und Indien genügende Beispiele dafür gegeben, dass Staudammprojekte ohne Zustimmung oder sogar gegen den ausdrücklichen Willen der Bevölkerung durchgeführt werden. Die persönlichen Rechte müssen angeblich gegenüber den wirtschaftlichen Interessen zurücktreten.
Äthiopien hat genügend Wasserläufe um Staudammprojekte zu verwirklichen, man könnte sogar versuchen eine Wüste zu begrünen. Der Staudamm muss keinesfalls an einem Heiligen Ort errichtet werden!
Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland fordert:
a) Der Heilige Bezirk der Klosteranlage samt Einsiedlerklausen soll unantastbar sein und geschützt werden,
b) Die Bagger, die Häuser abreißen und Wälder abholzen, werden gestoppt,
c) Die Äthiopische Regierung verpflichtet sich, die Menschenrechte zu achten und bisher entstandenen Schaden zu ersetzen.
2012 bittet der Vorstand der ACK in Deutschland Bundesentwicklungsminister Niebel um Mithilfe für die bedrohte Klosteranlage von Waldeba/Äthiopien.
Hier ist die Antwort des Bundesministers.
Rettet das Heiligtum der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche!
Keine Bagger in Waldeba!
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