Die Einladung zu diesem Fest zitiert Psalm 113 mit dem Lob Gottes, aber auch ein Zitat von Hermann Hesse: „Man muss das Unmögliche versuchen, um Mögliches zu erreichen“ ein Erzpriester aus Äthiopien zitiert Hermann Hesse!
Dr. Merawi Tebege, seit 30 Jahren Priester dieser ersten äthiopisch orthodoxen hat wahrlich Unmögliches versucht: Seine Hingabe, die Unterstützung seiner Frau und vieler, vieler Gemeindemitglieder haben sich wahrlich verwirklicht in dieser lebendigen Gemeinde und dem Gotteshaus, dessen stolzer Besitzer die äthiopisch orthodoxe Kirche in Deutschland heute ist.
Die Gemeinde feierte dieses Jubiläum gleich in zwei Veranstaltungen.
Über diese beiden Links gelangen Sie zu den beiden Veranstaltunge:
Am 15. und 16. Juni 2013 mit einer großen Festveranstaltung am Samstag, gefolgt vom feierlichen Festgottesdienst am Sonntag und einer fröhlichen Prozession durch den Kölner Ortsteil Köln-Longerich und anschließendem Festmahl im Femeindehaus der katholischen Gemeinde St. Dionysius.
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Am 14. September 2013 begrüßte man das Neue Äthiopische Jahr mit einem Äthiopientag in Zusammenarbeit mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum Kulturen der Welt und dem EG-Forum e.V.
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Die Äthiopier sind wirklich mitten in Köln angekommen! Wie kam es dazu?
Die Anfänge der äthiopisch orthodoxen Kirchengemeinde liegen in den seelsorgerlichen Notwendigkeiten der frühen 1980er Jahre. Zu dieser Zeit gab es wegen des Bürgerkrieges in Äthiopien hohe Zuzugszahlen von Flüchtlingen. Die in Deutschland aufgenommenen Äthiopier und Eritreer waren meistens jung und konnten hier ihr Leben beginnen: Hochzeiten, Kindtaufen und auch Beerdigungen sind für christliche Äthiopier traditionell ohne orthodoxe Kirche nicht denkbar; das machte schließlich die Anwesenheit eines Priesters der eigenen Kirche in Deutschland notwendig. Durch die Hilfe der Evangelischen Kirche waren in Köln besonders gute Voraussetzungen gegeben, deshalb konnten Flüchtlinge hier die erste Kirchengemeinde als einen eingetragenen Verein gründen; der frisch in Heidelberg promovierte Dr. Merawi Tebege wurde ihr Pfarrer.
Annegret Marx
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Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland e.V. feiert in der Zeit vom 15. bis 16. 06. 2013 in Köln-Longerich, Lindweiler Weg 94, ihr 30-jähriges Bestehen. Gemessen am Alter dieser altorientalischen Kirche sind 30 Jahre eine kurze Zeitspanne, die Äthiopische- Orthodoxe Kirche ist 328 n. Chr. gegründet worden. Damit ist sie neben der 301 n. Chr. gegründeten Armenisch-Apostolischen Kirche, die einzige Kirche, die über den gesamten Zeitraum seit ihrer Gründung Staatskirche und später Volkskirche geblieben ist.
Für eine auf sich gestellte Auslandskirche jedoch, - ursprünglich für Flüchtlinge, die alsbald in ihre Heimat zurückkehren wollten, gegründet, - ist dieser Zeitraum ein deutliches Zeichen einer Konsolidierung; die äthiopischen Flüchtlinge sind in der überwiegenden Anzahl auch nach der Veränderung im Herrschaftssystem in ihrer Heimat nicht dorthin zurückgekehrt, sondern sind hier geblieben und haben so Deutschland als ihre zweite Heimat gewählt. Die Äthiopier haben sich überwiegend sehr gut in Deutschland integriert, was Ihnen auch erleichtert wurde durch die Erfahrung der gemeinsamen Gottesdienste und Treffen ihrer Kirche hier in Deutschland. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland dankt allen ihren treuen Begleitern, die sie in den letzten 30 Jahren unterstützt haben.
Historisch gesehen war und ist das gefestigte Christentum in Äthiopien ganz wesentlich für die Bewahrung der Unabhängigkeit und dem hieraus sich ergebenden Selbstbewusstsein als von Gott geliebte Christen. Während der arabischen, osmanisch-türkischen und europäisch- kolonialistischen Raubzüge zeigte die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche eine bemerkenswerte Vitalität. Ihr ist zu verdanken, dass in Äthiopien eine Jahrtausende alte Schriftsprache, Kultur, Kunst, Volksmalerei und Identität erhalten blieben, was für Afrika einmalig ist.
Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland ist Teil der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo Kirche mit dem Sitz in Addis Abeba in Äthiopien. Diese Auslandskirche untersteht dem für Westeuropa zuständigen Erzbischof mit dem Sitz in Rom. Seit 30 Jahren leitet sie Erzpriester Dr. Merawi Tebege in Köln. Die Streitigkeiten und Bedenken bei der Gründung sind überwiegend überwunden, nach wie vor bestimmend geblieben ist der Umstand, dass die deutsche Gemeinde keine Exilgemeinde sein soll, sondern vielmehr untrennbares Glied der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Addis-Abeba.
Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland e.V. war der Ausgangspunkt für viele weitere Auslandskirchen wie in der Schweiz, Österreich, Schweden, Frankreich, Niederlande, Belgien und Italien.
Die großen christlichen Kirchen in Deutschland haben im ökumenischen Geist den Aufbau der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche tatkräftig unterstützt und heute kann diese Kirche sich fast alleine unterhalten. Aus der armen Diasporakirche für versprengte Flüchtlinge ist eine Kirche für integrierte Ausländer geworden, die zum Teil sogar die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben.
Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche ist stolz auf ihre Jahrhunderte alte Tradition einer freien Kirche. Äthiopien war nie europäische Kolonie und auch die heutige Kirche in Deutschland ist dieser lebendigen Tradition verpflichtet. Dies zeigt sich in dem farbigen Gottesdienstraum und den dynamischen Gesängen; hier wird deutlich die Bewahrung der Tradition erkennbar.
Die Kirche will ihr 30-jähriges Bestehen feiern, um auf drei weitgehend erfolgreiche Jahrzehnte zurückzublicken und um aus dem Rückblick Kraft zu gewinnen, als wirklich kleine Kirche auch zukünftig selbständig zu bestehen. Im Rückblick scheint es fast unmöglich zu sein dass diese kleine arme, allein gelassene Kirche wachsen konnte. Im Rückblick scheint der Satz Hermann Hesses, „man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“ für unsere Anstrengungen zu passen.
Die Kirche hat die Kraft aufgebracht, den heimatlosen Flüchtlingen eine Heimat in der Fremde zu werden, notwendiger Ruhe- und Versammlungspunkt, von dem aus die rasend schnelle Anpassung an die Industriegesellschaft im postindustriellen Zeitalter ermöglicht wurde. Die Aufgabe für die Zukunft wird sein, in der sich auch zukünftig verändernden Welt den christlichen Glauben so zu verkünden und so zu praktizieren, dass die Jugend sich nicht von der Kirche ihrer Väter und Mütter abwendet.
Diese Aufgaben konnte die Kirche bisher gut meistern, denn bei dem Fest kann jeder Teilnehmer und Beobachter feststellen, dass die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland eine junge Kirche ist, keine Kirche der Rentner. Als die Kirche ihr 20-jähriges Bestehen feiern konnte, wurde die dynamische Kraft der Orthodoxie sichtbar und das Fest stärkte die Kirche. Jetzt - 10 Jahre später - will das Fest die Äthiopier in Deutschland zusammenführen und in dem Selbstbewusstsein, dass sie über 30 Jahren in schwierigsten Zeiten eine Kirche aufgebaut haben, fähig zu machen sich der veränderten Welt auch in Zukunft zu stellen und ihre Kirche als sichere Basis anzunehmen.
Diese besondere Stellung, welche die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche als Identität bewahrende Gemeinschaft hat, konnte dadurch verstärkt werden, dass es der Kirche gelungen ist, das von ihr bisher genutzte Gotteshaus käuflich zu erwerben. Es gibt jetzt in Stück Äthiopien in Köln. Wie sich jeder überzeugen kann, wurde der schlichte Bau einer evangelischen Kapelle, Lutherkapelle, in ein traditionelles Gotteshaus der äthiopischen Kirche, St. Mikael mit dem Engel vor der Kirche, umgewandelt. Auch wenn die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche jetzt nach 30 Jahren fest in Köln verankert ist, ist sie nach wie vor Teil der äthiopischen Gesamtkirche. Die äthiopischen Gläubigen in Deutschland haben sehr dafür gekämpft, dass das Kloster Woldeba, ein uraltes spirituelles Kloster im Norden von Äthiopien, nicht einem Staudammprojekt samt Zuckerrohrplantagen weichen muss. Die technokratische marxistische Regierung will eine Jahrhunderte alte, im wahrsten Sinne ökologische Klosteranlage, die für das geistige Leben der Kirche viel geleistet hat, einfach untergehen lassen, - dass die dort lebenden Bauern nicht gefragt werden, ist nur nebenbei zu erwähnen.
Die Kölner Gemeinde als Mutter fast aller äthiopischen Gemeinden in Europa hat sich an einem Filmprojekt des Landschaftsverbandes Rheinland über die äthiopische Kirche beteiligt und war mit ihrer Sängergruppe in verschiedenen Städten aufgetreten, zuletzt im April 2013 in Graz.
Wichtig für den inneren Zusammenhalt der Gemeinde sind die regelmäßigen Pilgerfahrten ins Heilige Land zu Ostern, hier fühlen sich die Äthiopier als Nachfolger des äthiopischen Kämmerers, der nach der Bekehrung froh seines Weges zog. Die Äthiopier haben eine besondere Beziehung zum Heiligen Land, die sich während der Kaiserzeit konkretisierte in der Annahme, dass die kaiserliche Dynastie von Salomo abstammte. In den Psalmen heißt es: „Äthiopien erhebt zu Gott seine Hände.“ PS 68,32. Aber auch die Geschichte über die Bekehrung des Kämmerers im Neuen Testament zeigt die enge Verbindung: Die Äthiopier sind stolz darauf, dass sie als eines der wenigen noch heute lebenden Völker in der Bibel genannt werden.
Die Veranstalter gehen davon aus, dass dieses Fest wieder eine eindrucksvolle Bestätigung der integrativen Kraft der Kirchen sein wird, dass nämlich das gewachsene ökumenische Bewusstsein die großartige Chance für jede Kirche in Deutschland eröffnet hat, Teil der größeren Einheit zu sein. Deutlich wird dies in Köln-Longerich dadurch, dass alle Kirchen mitfeiern, die katholische Kirche, die evangelische Kirche, die orthodoxe Kirche und selbstverständlich die altorientalischen Kirchen, wie die koptische Kirche Ägyptens, die indische Kirche der Tomaschristen, die syrisch-orthodoxe Kirche aus der heutigen Türkei und die armenischen Christen. Das bunte und lebendige Fest soll auch ein Zeichen dafür sein, dass in der deutschen Bevölkerung die Bereitschaft groß ist, fremde Kulturformen in friedlicher Weise zu tolerieren.
Erzpriester Dr. Merawi Tebege
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