Liebe .Freunde,

Salama Nr.1 1983

Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirchengemeinde wurde vor knapp 11/2 Jahren in Heidelberg gegründet. Zunächst begann alles in kleinem Kreise, der aus vier Personen bestand. Unter ihnen waren zwei Theologen, ein Priester und ein Diakon, die zur Zeit in Heidelberg promovieren. Ursprünglich ging man von der Idee aus, die kirchlichen Feiertage gemeinsam mit anderen Glaubensbrüdern in Heidelberg zu begehen. Um auch andere Äthiopier mit dieser Idee bekannt zu machen, wurde das Osterfest 1981 in Heidelberg gefeiert. An dieser Stelle möchten wir uns bei Prof. Dr. Friedrich Heyer bedanken, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Er sorgte dafür, daß wir unserer Gottesdienste und Zusammenkünfte in der Kapelle des ökumenischen Studentenwohnheims abhalten konnten. Unser Dank gilt auch dem damaligen Heimleiter Pfarrer Dr. Plathow, dessen Entgegenkommen wir außerordentlich zu schätzen wissen. Wir waren sehr erfreut darüber, daß das äthiopische Osterfest einen derartig großen Anklang gefunden hat. Dieser Erfolg brachte uns auf den Gedanken, die wichtigsten kirchlichen Feste im gröBerem Rahmen abzuhalten. Außerdem waren wir uns darüber einig, daß unser Aufgabenbereich sich auch auf die Seelsorge erstrecken sollte. Um die genannten Aufgaben erfolgreich erfüllen zu können, benötigten wir eine offizielle Genehmigung des äthiopischen Patriarchen in Addis Abeba und der zuständig~ Stellen in der Bundesrepublik Deutschland. Nach Überwindung zahlreicher bürokratischen Hindernisse stehen wir nun kurz vor der Gründung einer äthiopischen Kirche in Köln.

Im Jahre 1982 fanden wichtige kirchliche Veranstaltun~en statt: Im Januar 1982 wurde anläßlich der äthiopischen Weihnachtsfeier (nGenna") ein Seminar zu dem Thema "Friede auf Erden" ("Selam Bemidir") abgehalten. Die Veranstaltung dauerte zweieinhalb Tage und wurde von 174 Gästen besucht.

Am 17. und 18. April wurde das äthiopisch-orthodoxe Osterfest ("Fasika/Tinsae") mit ~roßem Erfolg. in Bonn gefeiert. Die Veranstaltung wurde vom Deutschen Roten Kreuz, dem Kreisverband Bonn und unseren Gemeindemitarbeitern durchgeführt, bei denen wir uns bei dieser Gelegenheit herzlichst bedanken möchten. Beim Gottesdienst waren 450 Personen aus 35 Städten anwesend. In diesem Rahmen wurden sieben Taufen und eine kirchliche Trauung durchgeführt. Das äthiopische Neuiahrsfest ("Audamet") fand nach dem äthiopischen Kalender am 11. September 1975 in kleinerem Kreise (74 Personen) statt. Nach dem Gottesdienst gab es, wie es auf allen Veranstaltungen üblich ist, äthiopische Speisen. Neue Bekanntschaften wurden geschlossen und alte wieder aufgefrischt. Vom 22. bis zum 24. Oktober veranstaltete Philoxenia (Freundeskreis orthodoxer, katholischer und evangelischer Christen) ein "koptisch-äthiopisches Wochenenden im St. Antonius Kloster .in Kröffelbach/Taunus. Das Programm setzte sich zusammen aus Vorträgen über die Koptische Kirche in Ägypten und die Orthodoxe Kirche in Äthiopien. Außerdem wurde ein Film über koptische Wüstenklöster in Ägypten und ein Bildbericht aus Äthiopien gezeigt. An diesem Wochenende wurden drei gemeinsame Gottesdienste gehalten. Für die 15 äthiopischen Teilnehmer war diese Zusammenkunft von großer Bedeutung. Wir hoffen damit einen Grundstein für unsere weitere Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Philoxenia und der ÄgyptischOrthodoxen Kirche in der Bundesrepublik Deutschland gelegt zu haben. Wir danken den Mönchen des St. Antonius-Klosters und Frau Ilse Friedberg (Genf), die die Durchführung dieses Wochenendes ermöglicht haben. Auf dem 8? Katholikentag in Düsseldorf konnten wir einen Gottesdienst abhalten. Der Gottesdienst wurde von Menschen aller Glaubensrichtungen besucht.

Liebe Leser: in der Bundesrepublik Deutschland leben ca. 7000 Äthiopier, von denen über 70~ der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche angehören. Sie sind auf über 30 Städte verteilt und haben zum Teil ihre Familie mitgebracht. Da für das Wohlergehen eines Menschen nicht nur die materiellen Bedürfnisse von Bedeutung sind, hat die Äthiopisch-Orthodoxe Gemeinde die Seelsorge, die Pflege von Kultur und Tradition und die Sozialarbeit in den Vordergrund gestellt.

Die Äthiopisch-Orthodoxe Gemeinde in der Bundesrepublik Deutschland ist politisch ungebunden. Die Gemeinde ist offen für alle Menschen, unabhängig von Nationalität oder Sprache und ist bereit, mit allen kirchlichen und sozialen Institutionen zusammenzuarbeiten. Jeder kann Mitglied werden und aktiv bei der Bewältigung der Aufgaben und Probleme im Rahmen der Gemeindearbeit mithelfen.

Ziele und Aufgaben der Gemeinde.

1.)  Gründung einer Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in der Bundesrepublik Deutschland.
2.) Geistliche Betreuung, Gottesdienste und Kasualien durch Priester und Diakone.
3.) Soziale Hilfestellung für den Einzelnen.
4.) Einrichtung weiterer Ortsgruppen.
5.) Öffentlichkeitsarbeit (Kirchenblatt, Medien).

Für die Gottesdienste, die in verschiedenen Städten stattfinden ~erden, stellen wir demnächst einen Terminplan auf, den wir Ihnen zuschicken werden. Um die dabei entstehenden Fahrkosten möglichst in Grenzen zu halten, werden wir einen gebrauchten Kleinbus anschaffen. Zur Zeit gibt es in unserer Gemeinde einen Priester und drei Diakone, so daß wir unsere Gottesdienste fast traditionsgemäß abhalten können. (Die Liturgie der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche schreibt zwei Priester und drei Diakone vor.) In Köln werden wir eine Kindertagesstätte und eine kleine Bücherei einrichten, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut werden. Als wichtigen Beitrag zur Stärkung des Glaubens sehen wir den Versand von Bibeln in verschiedenen Sprachen gegen einen Unkostenbeitrag. Liebe Freunde, wir hoffen, daß Sie nun unsere Gemeinde ein wenig kennengelernt haben. All diese geplanten und erzielten Erfolge sind natürlich ohne finanzielle Unterstützung nicht möglich. Die Gemeindemitglieder entrichten einen Hitgliedsbeitrag von monatlich 10,- DM. Bis jetzt wurde unsere Arbeit von der Evangelischen Kirche, der Katholischen Kirche, dem Caritasverband, dem Diakonischen Werk, dem Akademischen Auslandsamt der Universität Heidelberg und einigen Privatpersonen unterstützt. Das EKD-Außenamt in Frankfurt hat uns für das Jahr 1983 finanzielle Unterstützung zugesagt, worüber wir uns sehr freuen. Zur Zeit arbeiten sämtliche Mitarbeiter der Gemeinde unentgeltlich. Nach der Gründung der Kirche werden verschiedene Kosten, wie z.B. die Unterhaltung der Kirche und die Bezahlung eines hauptamtlichen Priesters auf uns zukommen. Selbstverständlich wird es sehr schwer sein, diese drängenden Aufgaben zu bewältigen. Dies wird nur möglich sein, wenn wir, über die uns bisher zuteilgewordene Solidarität und Hilfsbereitschaft hinaus, noch zusätzliche Unterstützung erlangen würden. Es würde uns sehr freuen, wenn wir Sie ein wenig für unsere Arbeit gewinnen könnten.

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