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ÄTHIOPISCH-ORTHODOXE KIRCHE IN DEUTSCHLAND

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Pressemitteilung
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Christliche Wurzeln in Äthiopien bedroht

Vorstand der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) in Deutschland bittet Bundesentwicklungsminister Niebel um Mithilfe für die bedrohte Klosteranlage von Waldeba/Äthiopien.
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Nachruf

Abune Paulos

* Adua, 3.11.1935 - + Addis Abeba 16.08.2012

Der Patriarch der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche ist tot.

Mit Bestürzung haben wir erfahren, dass der Patriarch unserer Kirche, Abune Paulos am 16. August in Addis Abeba im Alter von 76 Jahren verstorben ist.

Er wurde als Medhin Wolde Yohannes in einer Familie geboren, die seit langem mit dem Kloster Abba Garima in der Nähe von Adua in Tigray/Nordäthiopien in Verbindung stand. In dieses Kloster trat er als Junge ein und ließ sich in den traditionellen Kirchenwissenschaften ausbilden um schließlich als Mönch und Priester zu leben.

Nach seiner Priesterweihe vervollständigte er als Abba Gebre Medhin seine Ausbildung am Theologischen Holy-Trinity–College in Addis Abeba unter dem Patronat von Patriarch Abune Tewophilos und wurde dann zu weiteren Studien an das St. Vladimir's Orthodox Theological Seminary in den Vereinigten Staaten von Amerika geschickt und begann später seine Dissertation am Theologischen Seminar in Princeton.

1974 unterbrach er seine Studien, als ihn Patriarch Abune Tewowilos nach Addis Abeba zurück berief. Er kehrte kurz nach der Revolution, die den Sturz Kaiser Haile Selassies zur Folge hatte, nach Addis Abeba zurück. Mit vier anderen Priestern wurde er zum Bischof gesalbt. Er nahm den Namen und die Ziele des Apostels Paulus an und wurde Beauftragter des Patriarchen für die Ökumenischen Angelegenheiten. Da der Patriarch diese neuen Bischöfe jedoch ohne die Genehmigung durch den neuen DERG, die kommunistische Junta, geweiht hatte, wurden alle fünf Männer verhaftet, und der Patriarch schließlich ermordet. Abune Paulos und seine Bischofskollegen wurden bis 1983 inhaftiert. Danach kehrte er 1984 zur Vollendung seines Doktordiploms nach Princeton zurück und lebte anschließend im Exil. Dort erreichte ihn 1986 die Erhebung in den Rang eines Erzbischofes durch den Patriarchen Abune Takla Haymanot.

Infolge des Sturzes des DERG 1991 wurde der damalige Patriarch Merkorios unter fragwürdigen Umständen abgesetzt. Patriarch Merkorios und seine Anhänger verfechten die Meinung, er sei von der neuen EPRDF-geführten Regierung aus dem Amt gezwungen worden, während seine Gegner dagegen halten, der Patriarch habe aufgrund zahlreicher Proteste der Gläubigen gegen ihn abgedankt. Er versuchte die Abdankung rückgängig zu machen und wurde jedoch durch die Heilige Synode zurückgewiesen, welche die Neuwahl des Patriarchen genehmigte.

Abune Paulos wurde 1992 zum Patriarchen gewählt. Abune Merkorios und seine Anhänger gingen ins Exil und gründeten eine Gegen-Synode in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Inthronisation von Abune Paulos wurde durch das Koptische Patriarchat in Alexandria in Ägypten anerkannt.

Abune Paulos hatte vor 20 Jahren nach dem verheerenden Bürgerkrieg in Äthiopien die Patriarchenwürde übernommen. Es war ihm nicht vergönnt, der Repräsentant einer in sich einigen Kirche zu sein, obwohl er sein Amt gewissenhaft erfüllte.

Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche wird seit Jahrhunderten von einem Patriarchen geleitet, der bis in das vergangene Jahrhundert hinein in Ägypten ernannt wurde. Erst seit 1959 konnte sie, wie es bei orthodoxen Kirchen üblich ist, ihren eigenen Patriarchen wählen. Abune Paulos stand also in der fast unendlich langen Liste der Patriarchen; er war aber erst der vierte Patriarch, der von äthiopischen Bischöfen selbst gewählt wurde.

Er hatte die schwierige Aufgabe, die unter der Christenverfolgung im Bürgerkrieg leidende Kirche wieder zu stabilisieren und das Vertrauen der Christen in ihre Kirche wieder herzustellen. In seinen Rechenschaftsberichten konnte Abune Paulos in den letzten Jahren verkünden, dass die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche auch nach den Enteignungen während des Bürgerkriegs wieder die Kraft gefunden hat, neue Kirchen zu bauen. Als Abune Paulos die Führung der Kirche als Patriarch übernahm, hatte die Kirche den Schock der riesigen Enteignung noch nicht überwunden. Das Modell einer durchorganisierten Kirche, wie es die katholische Kirche kennt, ist für Äthiopien nicht anwendbar. Die äthiopische Kirche lebt nicht aufgrund ihrer klaren Struktur sondern fast ausschließlich aus der aktiven Frömmigkeit ihrer Mitglieder. Als Patriarch konnte Abune Paulos nicht einfach bestimmen und damit rechnen, dass seine Vorstellungen umgesetzt werden; behutsam musste er seine Bischöfe, seine Priester und Diakone sowie alle Gemeindemitglieder auf eine veränderte Welt einstimmen, so dass die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in der Lage ist, sich den Herausforderungen der modernen Welt zu stellen. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche sieht sich seit langem in einer Auseinandersetzung mit dem aktiven Islam, der wiederum in großem Umfang finanziell von außen unterstützt wird. Insofern ist  es ein großer Erfolg der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche, nach der folgenschweren Enteignung wieder aus eigener Kraft neue Kirchen zu bauen. Aber wie schon zur Zeit des Kaisers Haile Selassie sah der verstorbene Patriarch mit Sorge die von Amerika und Europa unterstützten Missionsversuche der evangelischen Christenheit. Als weltoffener Patriarch, der mehrere Sprachen sprach, war er als Präsident in den Weltkirchenrat gewählt worden, in welchem die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche seit dessen Gründung eine aktive Rolle spielt.

Die christliche Welt hat in Abune Paulos einen bedeutenden Patriarchen verloren; die deutsche Gemeinde der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche einen wichtigen Förderer.

Möge er ruhen in Gottes Frieden!

English text

Aufruf

Rettet das Heiligtum der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche!

Keine Bagger in Waldeba!

Aus dem Kaiserreich Kusch bzw. Saba beiderseits des Roten Meeres hat sich  das christliche äthiopische Kaiserreich entwickelt. Seit 328 ist das Christentum die dominierende Religion in Äthiopien und hat dank der Glaubenskraft ihrer Gläubigen die Kultur dieses einzigartigen Landes  geprägt. Das Christentum war ja eigentlich für Äthiopien eine fremde  Religion, sie ist als befreiende Theologie  gerne aufgenommen worden und eng mit der Geschichte des Kaiserreichs verknüpft worden. In keinem anderen Land der Welt gibt es über Jahrhunderte eine so starke Durchdringung von  kaiserlicher Macht und christlichem Kulturgut. In einzigartiger Weise hat Äthiopien das jüdische Alte Testament mit der eigenen Geschichte verbunden. Die christliche kulturelle Tradition ist seit nunmehr 1800 Jahren bestimmend für die Menschen und tief verwurzelt im Volksglauben. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche  ist einfach Träger der äthiopischen Kultur bis heute, in Sprache, Schrift, Musik, Tanz und Kunst und Architektur, wie auch in Medizin. 

Wie in anderen Religionen auch, entwickelte sich im christlichen Äthiopien eine Klosterkultur. Die tiefe Gläubigkeit der Äthiopier führte zu der Tradition der Einsiedlermönche. Im Gegensatz zu den Klostermauern weltlicher Prägung welche die Mönche oder Nonnen von der Welt abgrenzen, leben die äthiopischen Mönche oder Nonnen frei, nur durch ihr höchst persönliches Gelübde gebunden. In dem besonderen Heiligtum der äthiopischen Mönche und Nonnen, in Waldeba, gibt es keine imposanten Gebäude, kein architektonisch auffallendes  Klostergebäude, keine Kathedrale wie den Petersdom, das ganze Gebiet – eingegrenzt durch die umgebenden Flüsse – ist das ‚Neue Jerusalem’ in Äthiopien, es ist insgesamt einfach eine Heilige Stätte. Wie das Paradies im Alten Testament ist auch Waldeba von vier Flüssen begrenzt. Seit über 1700 Jahren wird die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche durch die geistigen Übungen und Gebete der Mönche und Nonnen in Waldeba befruchtet und in ihrer Innerlichkeit vertieft. (Einen Einblick in das Leben der Mönche gibt die Vita des heilige Samuel von Waldeba).

Selbst das kirchenfeindliche kommunistische Regime unter Mengistu hat die Heiligkeit dieses Ortes beachtet und die Mönche in Frieden beten lassen.

Jetzt ist es mit dem Frieden vorbei; heute – mehr als 20 Jahre nach Beendigung des fürchterlichen Bürgerkrieges!! Bagger stehen bereit, die vorhandenen Gebäude, Kirchen, Einsiedeleien abzureißen um Platz zu schaffen für einen Staudamm, der Wasser für die zukünftigen Zuckerrohrplantagen liefern soll. Gräber, die in vielen Kulturen geschützt werden, werden aufgerissen und zerstört. Anstelle der Hingabe an Gott, Askese und Friedensliebe – Süße für die Welt, die sowieso zuviel Zucker hat.

Die heutige äthiopische Regierung, die nicht mehr mit der traditionellen Abgeschiedenheit zufrieden ist und einen aktiven Teil in der Welt spielen will, fühlt sich offensichtlich den Geldgebern in Arabien, Pakistan, Indien  und China, wie auch in Europa verpflichtet und gibt das gesegnete äthiopische Land, das zum Teil aus Urwald besteht, zur Plünderung frei: Frei sollen diese Staaten den vorhandenen Reichtum Äthiopiens nutzen können.

Die Äthiopier werden nicht mehr gefragt und schon gar nicht die Mönche und Nonnen. Es wird so getan, als hätten diese keine staatsbürgerlichen Rechte. Dieses mag zwar vor Jahrhunderten in Preußen gegolten haben, lässt sich aber nicht mit der Achtung vor den unveräußerlichen Menschenrechten, die zu achten Äthiopien versprochen hat, vereinbaren. Aber nach dem Willen der Regierung sollen nicht  nur einige Tausend Mönche und Nonnen dem Fortschritt in Gestalt des Staudamms weichen, sondern auch noch ca. 50 000 äthiopische Bauern, die ihr Land praktisch ohne volle Entschädigung aufgeben sollen. Für die autoritäre Regierung in Addis Abeba gibt es auch keine Pflicht, die Betroffenen von den Planungen zu informieren; sie beschließt und die Gewaltunterworfenen haben sich zu fügen. Leider haben die großen Nationen wie Brasilien, Ägypten, China und Indien genügende Beispiele dafür gegeben, dass Staudammprojekte ohne Zustimmung oder sogar gegen den ausdrücklichen Willen der Bevölkerung durchgeführt werden. Die persönlichen Rechte müssen angeblich gegenüber den wirtschaftlichen Interessen zurücktreten.

Äthiopien hat genügend Wasserläufe um Staudammprojekte zu verwirklichen, man könnte sogar versuchen eine Wüste zu begrünen. Der Staudamm muss keinesfalls an einem Heiligen Ort errichtet werden!

Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland fordert:

a) Der Heilige Bezirk der Klosteranlage samt Einsiedlerklausen soll  unantastbar sein und geschützt werden,

b) Die Bagger, die Häuser abreißen und Wälder abholzen, werden gestoppt,

c) Die Äthiopische Regierung verpflichtet sich, die Menschenrechte zu achten und bisher entstandenen Schaden zu ersetzen.

Aufruf in Amharisch

Ausschnitt einer Übersichts-Skizze von dem Gebiet Waldeba (Quelle: EAE).

Karte der Region Waldeba(Quelle Wikimapia)

ZDF......Die Ausbeutung Äthiopiens - Interessanter Videobericht:

http://www.youtube.com/watch?fehttp://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=R3epYF351YA#!
15. Mai 2012

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